Geister und Revierpioniere im Steintorturm

Revierpionierprojekt mit Schreibwerkstatt gestartet

Plötzlich ist es ruhig im Steintorturm. Die Kinder lauschen. Rotraud Denecke hält ihr Ohr an die dicke Turmwand. Neulich, als es hier ganz still war, habe sie so im Keller den Steintorgeist schnarchen hören, erzählt sie. Es sei aber ein guter Geist, ergänzt sie schnell, als sie hört, ein Mädchen wolle wegen des Geistes eine Gruselgeschichte schreiben. Es ist Schreibwerkstattzeit im Sitz des Partnerschaftsvereins Detmold-Zeitz e.V.. Kinder aus verschiedenen Grundschulen haben sich versammelt. Heute sind sie alle Revierpioniere.

„Revierpionier“ so heißt der Wettbewerb, bei dem der Partnerschaftsverein ein Preisgeld gewann. Beworben hatte er sich mit dem Projekt „Steintorturm neue Begegnungsstätte für Alt und Jung“. Eine Form der neuen Begegnung ist eben diese Schreibwerkstatt. Beim Schreiben werden die Gruppen von Annett Leutritz gegleitet. Jetzt ist erstmal Kennenlernen angesagt. Rotraud Denecke und Thomas Volk von der Kulturvilla Kolorit erzählen etwas über die Geschichte des Steintorturmes, während die Kinder schon einmal beginnen, das Gehörte mit Farben auf Papier zu malen.

Dann geht es aber erst einmal raus. Schreiben und kreativ sein, dafür brauchst du einen klaren Kopf. Den bekommst du am besten bei Bewegung an der frischen Luft. Ganz nebenbei erfährst du dabei im uralten Garten hinter dem Turm etwas über dessen Geschichte und beim gemeinsamen Spiel lernst du die anderen Kinder der Gruppe besser kennen. Weil sich dann bald der Hunger meldet gibt’s vor dem Rundgang um den Brühl ein kleines Frühstück.

Der Brühl wird gerne als die Wiege von Zeitz beschrieben, es ist der älteste Stadtteil. Hier können die Kinder viel entdecken für die Geschichten, die sie später schreiben werden. Zum Beispiel, dass der Durchgang unter den Häusern so niedrig ist, weil die Menschen damals im Mittelalter und die Zeit danach ziemlich klein waren gegenüber heute. Und wie es hier früher gerochen haben muss! Hilfe, keine Abflussrohre in der Erde, nur eine Rinne auf der Straße. Dabei war es überall auch noch dunkel, dass einem selbst der gute Geist aus dem Steintorturm Angst und Schrecken einjagen musste.

Zu dem, dem guten Geist im Turm geht es nach der großen Runde um den Brühl wieder zurück. Bei den kleinen Revierpionieren meldet sich inzwischen der nächste Hunger. Gerade jongliert Thomas Volk große Pakete Wiener Würstchen die Treppe zum Turm hinauf. Wer kreativ sein will, dessen Geist braucht immer frische Nahrung, und Durchhaltevermögen. Schließlich war bis hierher Eindrücke, Informationen und Ideen sammeln, nun beginnt der Spaß beim Schreiben und beim Malen.
Im September werden dann die Arbeiten der Kinder der Öffentlichkeit präsentiert. Das Besondere: die Kinder werden ihre Text selbst vorlesen. Echte Revierpioniere eben.

Text, Fotos: Reiner Eckel

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